Gestern war einer dieser Tage, an dem ich mir eine einsame Insel , für mich ganz alleine, gewünscht habe. Ich hatte keine Lust aufzustehen, keine Lust zu frühstücken, freundlich sein kostete mich viel Überwindung und am liebsten hätte ich garnicht erst geredet. Ich hatte Kopfschmerzen und war wirklich sehr müde. Die Couch war mein einziger Freund.
Ich wusste nicht wirklich woher diese Stimmung kam. Hatte aber auch nicht direkt Lust, das Ganze zu reflektieren. Also leidete ich erstmal still vor mich hin und bekam immer mehr ein schlechtes Gewissen meinen Kindern und Marc gegenüber.
Meine Tochter kam irgendwann zu mir geschmust. Drückte mich, streichelte meinen Nacken und sagte mir, dass sie mich lieb hätte. Ich spürte direkt ein warmes Gefühl, das sich durch meinen kompletten Körper zog und ich freute mich so sehr über ihre Zuneigung in diesem Moment, trotz meiner schlechten Laune.
Und da kam es mir. Mir fehlte einfach Berührung. Lange Umarmungen. Wärme
Die letzten Tage waren sehr hektisch. Es blieb kaum Zeit für Zweisamkeit. Abends auf der Couch schlief meistens einer von uns direkt ein, oder ich schon beim Hinlegen des Kleinsten. Oder wir gaben uns direkt die Türklinke (und Kinderbetreuung) in die Hand. Anstrengend!
Im letzten halben Jahr, haben wir versucht 1mal im Monat einen „Paarabend“ einzuplanen, an dem wir die Kinder bei der Familie oder Freunden unterbrachten und uns einfach Zeit für uns nahmen. Als Mann und Frau. Als Liebespaar, dass ins Kino geht, in ein schickes Restaurant essen, einen Weihnachtsmarkt besucht oder einfach mal zuhause für sich ist ohne Verantwortung oder Verpflichtung für jemand anderen außer uns.
Als Patchwork ist das wirklich nicht leicht. Und in unserem besonderen Fall irgendwie doppelt.
Wieso schreibe ich diesen Artikel, wird sich nun der ein oder andere Fragen…
Um euch zu zeigen, dass auch bei anderen Familien, ob Patchwork oder nicht, nicht alles schön, ausgeglichen oder glücklich ist. Es gibt auch hier laute Tage. Chaotische Kinderzimmer, dreckige Fußböden, Wäscheberge und vorallem auch SCHLECHTE LAUNE!
Und das steht jedem zu. Den Erwachsenen, wie den Kindern. Und das ist das Wichtige. Von den Kindern wird oft erwartet dass sie immer freundlich in angemessenem Ton sprechen, ihr Zimmer ordentlich halten. Gut gelaunt durch den Tag gehen.
Der Tag gestern, und vorallem der Moment mit meiner Tochter, hat mir gezeigt dass man durchaus auch solche Tage haben darf und trotzdem liebt und geliebt wird. Sie hat es auch geschafft, mir trotz meiner Laune zu zeigen, dass sie mich liebt. Auch als „Motzmama“.
Wir versuchen hier immer bedürnfnisorientiert zu leben. Ich gestehe meinen Kindern schlechte Laune zu. Manchmal auch einen rauen Ton anzuschlagen, solange dieser respektvoll bleibt. Hier dürfen Türen geknallt und Musik aufgedreht werden. Denn auch ich tue das manchmal. Warum soll ich es meinen Kindern verwehren?
Vor einigen Jahren noch, dachte ich darüber ganz anders. Aber je mehr ich in die Reflektion gehe und meine Gefühle anschaue, umso besser verstehe ich meine Kinder in solchen Situationen und kann diese auch einfach als solche annehmen. Und umso schneller, kommt mein Kinder wieder gut gelaunt auf mich zu.
Das ist wirklich nicht immer einfach. Bei 3 bzw 4 Kindern ist es einfach oft zuviel, wenn jeder seine eigenen Bedürfnisse hat. Meist zeitgleich.
Und wir dürfen unsere, als Eltern nicht vergessen! Aber ich glaube irgendwie kriegen wir das mit ein paar „blauen Flecken“ ganz gut hin. Jeder muss auch mal zurückstecken oder abwarten können, und trotzdem bleiben wir immer nah bei uns. Finden als Familie Lösungen.
Und gerade gestern, hat mir meine Tochter gezeigt, dass sie diesen Ansatz auch lebt. Sie hat ihn verinnerlicht und weitergegeben. Meine Laune ausgehalten, abgewartet und mich einfach nur geliebt. Ich konnte dadurch spüren, wie ihre Liebe zu mir, meine Gefühle direkt bereichtert hat. Und konnte mich sofort in sie, und meine Söhne hineinfühlen. Denn diese Situationen spielen sich sonst anderstherum ab.
Vielleicht ist es aber auch viel öfters so, dass sie mir diese Liebe schenken und ich es einfach nur jetzt zum ersten Mal bewusst bemerkt habe.
Und das ist wirklich ein tolles Gefühl!
Heute geht es mir schon viel besser und ich habe mir vorgenommen, noch mehr vor meinen Kindern, meine Gefühle einzugestehen.
Einfach noch öfters und bewusster, ehrlich mit ihnen umzugehen, wenn es mir mal schlecht geht. Denn das gehört nun mal dazu und durch vorleben kann ich ihnen zeigen, wie sie in Momenten reagieren können, sollten sie einen schlechten Tag haben.
Und hier ist wieder einmal Liebe die Antwort auf alles
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Eure Christina
Schöner, ehrlicher Text, Christina..
Mir fiel dazu einer meiner Lieblingstexte aus meiner „Mama-Zeit“ ein, den ich auch immer meinen Miniclub-Mamas kopiert und gechenkt habe:
Manchmal wünsche ich mir
durch Felder und Wiesen laufen
stundenlang
ohne Uhr ohne Ziel
ohne euch
nur mit mir
mit meinen Gedanken
meinem vernachlässigtem Innenleben.
Manchmal wünsche ich mir
auszubrechen
aus der Enge aus der Vielzahl der Pflichten
für ein paar Stunden.
Manchmal wünsche ich mir
gegen den Wind zu laufen
seine Frische und Freiheit spüren
und in der Sonne auszuruhen
ihre Kraft und Wärme auszunehmen
Manchmal wünsche ich mir ein Stück Freiheit
für wenige Stunden
ich käme zurück
mit vollen Händen
mit Sonne und Wind
den Arm voll Blumen für euch.
© Anne Steinwart